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Institut für Entrepreneurship & Innovation - GründerUni Bayreuth

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Der Freigärtner - eine solidarische Landwirtschaft in Bayreuth

Florian Blank - der Freigärtner - 36 Jahre, geboren auf Gran Canaria, aufgewachsen im Fichtelgebirge.

Uns erzählt er hier von seiner Gründungsreise vom Mechatroniker zum Landwirt mit eigener solidarischen Landwirtschaft: 

Nach einer Lehre zum Mechatroniker für Steuer- und Regelungstechnik verpflichtete ich mich mit Anfang zwanzig für 12 Jahre zum Dienst bei der Luftwaffe. Dort absolvierte ich eine Ausbildung zum Luftfahrzeugavioniker für den Eurofighter Fachrichtung Hochfequenztechnik beim Taktischen Luftwaffengeschwader 74 in Neuburg. Einige Zeit meiner Dienstzeit verbrachte ich auf verschiedenen Auslandsübungen. Irgendwann verspürte ich jedoch, dass eine Veränderung notwendig wurde. Die lange Zeit im technischen Bereich fern ab von der Natur fühlte sich „trocken“, einfach nicht lebendig an. Da ich mich zu dieser Zeit auch intensiv mit dem Thema Ernährung und Permakultur beschäftigte und mit dem Gemüse in den meisten Läden nicht zufrieden war, beschloss ich, aus einer spontanen Idee heraus, selbst Gemüsebauer zu werden. Zum Ende meiner Dienstzeit holte ich das Abitur nach, absolvierte eine Ausbildung zum Landwirt und studierte zunächst 3 Semester Geoökologie an der Uni Bayreuth. Gleichzeitig gründete ich einen ökologischen Gemüsebaubetrieb für den ich das Studium vorerst unterbrochen habe, um mich aktuell voll der Betriebsgründung und dem Aufbau einer Solidarischen Landwirtschaft in Stein bei Eckersdorf zu widmen. 

Und wie ging es dann weiter...?

Während meiner Suche nach geeigneten Flächen für die Gründung einer solidarischen Landwirtschaft mit dem Fokus auf ökologischen Gemüse- und Obstbau wurde ich von Herrn Prof. Miosga auf ein altes unbewirtschaftetes landwirtschaftliches Anwesen aufmerksam gemacht. Nach der Kontaktaufnahme mit den Eigentümern und einer Besichtigung des Anwesens wurde klar, dass das Potential des Aussiedlerhofs mit seiner Alleinlage in nahezu unberührter Natur besonders geeignet für die Gründung eines naturnahen ökologischen Gärtnerhofs zu sein schien. Obwohl die Infrastruktur sowie die Erschließung fast vollständig erneuert werden muss und die Lage für Gemüsebau nicht ideal ist, überwiegen die positiven Entwicklungsmöglichkeiten, insbesondere hinsichtlich einer ökologischen und ressourcenschonenden Landwirtschaft, bei der der Einsatz fossiler Energieträger weitestgehend reduziert und durch konsequente Kreislaufwirtschaft Nährstoffkreisläufe nach dem Vorbild der Natur geschlossen werden sollen. Die Nähe zur Stadt Bayreuth eröffnete einen vielversprechenden regionalen Absatzmarkt. Zusammen mit den ersten 7 engagierten „Ernteteilern“ - so nennen wir die Abnehmer:innen der Produkte einer solidarischen Landwirtschaft, weil sie sich „die Ernte des Hofs teilen“ - wurden im Herbst 2018 die ersten Gemüsefelder geschaffen und so die „Selbstversorgergemeinschaft im Freigarten Stein“ gegründet, für regionale und saisonale Versorgung mit Gemüse- und Obst des täglichen Bedarfs, vom Acker bis auf den Teller.

Was war das ausschlaggebende Ereignis und die Motivation zur Gründungsidee?

Der menschgemachte Klimawandel und das Gefühl einer immer weiter voranschreitenden Entfremdung des Menschen von der Natur und natürlicher Prozesse die eigentlich seine Lebensgrundlage bilden. Ich sage oft: „Alle wollen und müssen wir essen, doch scheinbar will niemand mehr Lebensmittel erzeugen. Das kann langfristig nicht funktionieren.“ Wie weiter oben bereits erwähnt, aus einer spontanen Idee heraus, beschloss ich, statt weiter nur zu reden, „einfach“ selbst Gemüse anzubauen…

Was ist die Vision von „Der Freigärtner – Selbstversorgergemeinschaft im Freigartn Stein“ und wie sehen die nächsten Schritte aus?

Meine Vision ist es, wieder zu einer „enkeltauglichen“ Form der Landwirtschaft zu finden, die in der Lage ist im Einklang mit der natürlichen Ertragsleistung des Bodens zu arbeiten und den Menschen, die vom Hof versorgt werden, diese Beziehung verständlich zu machen. Die Natur funktioniert nicht wie unsere Wirtschaft, die grenzenloses Wachstum erfordert, viel mehr findet die Natur zu einem ausgewogenen Fließgleichgewicht innerhalb variabler Grenzen in denen Leben erst möglich wird. Wir als Menschen sind Teil dieses Fließgleichgewichts und über das Essen eröffnet sich ein Tor durch das wir uns dieser Beziehung und den Grenzen wieder bewusst werden können. Am gemeinsamen Tisch beginnt das Gespräch über die natürlichen Zusammenhänge, die uns jeden Tag begleiten und unsere Umwelt prägen. Dies zu vermitteln und geeignete Wege zu finden im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftlichkeit und naturnaher Lebensmittelproduktion, ist die Herausforderung die sich die Freigärtner der Selbstversorgergemeinschaft stellen.

Gab es Angebote der Uni die Ihnen weitergeholfen haben? – Welche hätten Sie sich noch gewünscht?

Die Gründungsberatung hat insbesondere bei der Bildung eines „Netzwerks“ mit Anlaufstellen geholfen. Hilfreiche Kontakte konnten so gefunden werden. Da wir zukünftig auch an einer Zusammenarbeit mit der Uni Bayreuth interessiert sind, um unsere Arbeitsmethoden hinsichtlich ihres ökologischen und nachhaltigen Einflusses auf das Ökosystem vor Ort durch Feldforschung, Exkursionen und ähnlichem wissenschaftlich begleiten zu lassen, besteht auch jetzt noch ein enger Kontakt zur Gründungsberatung. Auch beim Thema Markenrecht war die Gründungsberatung äußerst hilfreich. 

Abschließend zur tollen Geschichte vom Freigärtner möchten wir noch wissen: Was bedeutet Nachhaltigkeit für den Freigärtner?

Nachhaltigkeit bedeutet für den Freigärtner vor allem einen Perspektivenwechsel. Weg von der Frage "Wie können Ressourcen dauerhaft genutzt werden?" hin zu der Frage "Wie können Ressourcen dauerhaft gepflegt werden?"
Der Fokus muss vom "Benutzen" zum "Erhalten", vom "Verbrauchen" zum "Verbessern" wechseln. Kurz gesagt: Nachhaltigkeit bedeutet "hegen und pflegen"!

Was sind daher die Top 3 Nachhaltigkeitstipps des Freigärtners?

1. Achtsamkeit - Wer achtsam handelt, verschwendet wenig.
2. Genügsamkeit - "Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug." - Epikur
​3. Gemeinsamkeit - denn keiner weiß so viel wie alle.

Vielen Dank für die tollen Erzählungen und das Teilen dieser inspirierenden Sichtweisen! 
Ihr wollt wie der Freigärtner auch Gründen? - Dann meldet euch doch bei unserer Gründungsberatung!


Verantwortlich für die Redaktion: Dr. Petra Beermann, Prof. Dr. Rodrigo Isidor, Prof. Dr. Matthias Baum

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