Curia
Bayreuther Alumna Chiara Thanner leitete die Entwicklung der App Curia. Die App soll Krebspatienten Antworten auf häufige Fragen liefern. Sie stellt Informationen zu Behandlungsoptionen, klinischen Studien und Experten zur Verfügung. Patienten haben darüber hinaus die Möglichkeit, sich direkt über die App für klinische Studien zu bewerben. So entsteht eine wichtige Brücke zwischen Patienten, die auf der Suche nach klinischen Studien sind, und der Pharmaindustrie, die bei vielen Studien mit mangelnder Patientenanzahl zu kämpfen hat. Curia öffnet damit neue Möglichkeiten medizinischer Information, Kommunikation und Zusammenarbeit. Die App hat bereits 14 internationale Botschafter, bestehend aus Patienten und Angehörigen sowie Partnerschaften mit renommierten Organisationen.
Was ist die Vision von Curia und wie sehen die nächsten Schritte aus?
Mit der App Curia wollen wir die Art und Weise wie Krebspatienten Informationen erhalten revolutionieren. Curia beantwortet drei zentrale Fragen, die viele von ihnen im Rahmen ihrer Diagnose wissen wollen. Der Patient beantwortet einen Fragebogen zu seiner Diagnose und erhält daraufhin aktuelle Therapieoptionen in Europa und den USA, klinische Studien und Therapie-Experten. Unser Ziel ist es, dass jeder Patient umfassend informiert und aufgeklärt in die vielleicht wichtigste Besprechung seines Lebens geht.
Anders als herkömmliche Methoden haben wir durch das Appformat die Möglichkeit neu zugelassene Therapien und Studien direkt in der App zu zeigen. KI hilft dabei, die App immer aktuell zu halten. Aktuell umfasst Curia 10 Krebsarten, die laufend erweitert werden. Außerdem werden wir zeitnah in die USA expandieren. Hier haben wir bereits wichtige Partnerschaften mit Krebsstiftungen geschlossen. Zudem lebt auch ein Großteil unserer internationalen Botschafter dort, die uns helfen, unsere Mission voranzutreiben.
Was können Sie aus Ihren Erfahrungen die Gründung betreffend an Interessierte (Studierende) weitergeben?
Mir ist die Möglichkeit gegeben worden, Curia als "Intrapreneur" aus einem bestehenden Unternehmen heraus zu launchen. Angefühlt hat es sich wie eine Gründung, ohne Frage floss viel Herzblut in Curia, gerade während des Launches vor 4 Wochen. Was mir besonders geholfen hat, waren die ersten Jahre in meinem Berufsleben bei EY und Goldman Sachs, da ich hier unglaublich viel im Bereich Projektmanagement gelernt habe, was mir jetzt hilft ein erfolgreiches Team zu leiten und Strukturen und Prozesse sinnvoll aufzubauen. Ich würde den Studierenden raten so viel wie möglich zu lesen - "Good readers make great leaders." Sei es Management, Produktentwicklung, Teamführung, es gibt unglaublich viele tolle Blogs, Bücher und Kurse, die man zur Fortbildung nutzen kann. So kann man sich sicherlich einige schlechte Erfahrungen ersparen.
Was war das ausschlaggebende Ereignis für die Gründungsidee?
Was mich besonders bewegt hat waren die zahlreichen Patienten, denen wir anfangs als Einzelfall mit künstlicher Intelligenz helfen konnten. Diese Einzelfälle haben mich und das Team dazu inspiriert die Technologie allen Patienten zugänglich zu machen. Auf Basis dieser Technologie kann Curia Informationen aus tausenden verschiedenen Quellen nahe Echtzeit in einer App zusammenbringen. Das heißt Patienten sehen direkt wenn neue Therapien zugelassen werden oder neue klinische Studien verfügbar sind. Zusammengefasst haben wir aus den einzelnen Bedarfsfällen ein Produkt und eine Vision entwickelt.
Wie hilfreich war/ist ein Netzwerk für ihre Gründung?
Gerade im Gründungsprozess kann der eine richtige Kontakt über Erfolg oder Misserfolg entscheiden. Ich bin immer noch überrascht welche tollen Wege sich mir kontinuierlich öffnen, weil Bekannte meines Netzwerkes mich mit interessanten Kontakten bzw. Organisationen oder Unternehmen verbinden. Ein Netzwerk hat verschiedene Vorteile, man kann es auch sehr gut für Feedback und Rat nutzen.
Wie verlief der Prozess ein Startup/Projekt aus einem Unternehmen heraus zu gründen?
Es war sehr hilfreich, dass ich direkt ein Team zur Verfügung hatte, mit dem Curia entwickelt werden konnte. Das Team besteht aus erstklassigen Entwicklern, die in enger Zusammenarbeit mit unseren Ärzten einen perfekten Mix aus Tech und Medical ergeben. Da Curia den B2C Markt anspricht, standen wir vor vielen neuen Herausforderungen, die ich so aus dem B2B Markt nicht kannte. Ein riesiger Vorteil ein Projekt aus einem Unternehmen heraus zu gründen ist natürlich die finanzielle Stabilität.
Ist es Ihrer Meinung nach einfacher, alleine zu gründen oder doch lieber im Team?
Grundsätzlich soll man sich nicht davon abhalten lassen etwas zu gründen, wenn man eine tolle Idee hat. Allerdings bekommt man einen Startvorteil wenn man als Team gründet, in dem man verschiedene Expertisen zusammenfließen lässt. Man muss sich vorstellen, man macht bei einer Gründung alles selbst, wirklich alles, von den Farbpaletten für Logos, über rechtliche Fragen bis zu Präsentationen des Start-ups auf Messen und Kongressen.
Welche Angebote der Uni haben Ihnen weitergeholfen - welche hätten Sie sich noch gewünscht?
Ich finde der Campus und das Unileben grundsätzlich haben damals schon sehr dazu eingeladen viele, insbesondere studentische Kontakte zu knüpfen - diese Studenten sind mittlerweile in interessanten Rollen und auch ein wertvoller Teil meines Netzwerkes.
In den letzten Jahren hat sich nochmals einiges im Bereich Entrepreneurship an der Uni Bayreuth entwickelt und ich finde die Angebote, die den Studierenden zur Verfügung stehen, wie das Gründerforum Bayreuth sehr hilfreich, da sie dafür sorgen, dass man das richtige Netzwerk und Know-how zum Gründen bekommt. Ich hätte mir gewünscht, dass diese Angebote zu meiner Zeit vor einigen Jahren den Studierenden stärker näher gebracht worden wären.
Grundsätzlich hat mir die Ausbildung der Uni Bayreuth, als Innovationsmotor der Region Oberfranken, die richtigen Werkzeuge an die Hand gegeben - manchmal schlage ich tatsächlich noch die Skripte von Professor Schäfer oder Professor Olbricht auf. Rückblickend bin ich sehr stolz an der Uni Bayreuth studiert zu haben und kann sie jedem als Top Uni ans Herz legen.